Nicht immer hält Spielzeug auch das, was es auf den ersten Blick verspricht. Ich sehe genau hin!

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Mittwoch, 3. Dezember 2014

Prickelset von SES Creative getestet

Prickeln ist eine tolle Basteltechnik, die vielen Kindern Spaß macht. Auch die Kleinsten ab etwa drei Jahren können hier schon erste kleine Bastelarbeiten herstellen und sich am Ergebnis freuen. Wichtig ist kindgerechtes Werkzeug. Wir haben uns damals für das Prickelset von SES Creative entschieden. Ich schreibe hier wie sich dieses Set im Familienalltag bewährt hat!
Der Karton, die Matte und die Prickelnadel

Prickeln, was ist das?

Beim Prickeln stanzt man mit einer  Nadel ein Motiv an der Kante aus, statt es mit einer Schere auszuschneiden. Dadurch, dass die Kante nach dem Prickeln perforiert ist, lässt sich das Motiv aus dem Papier auslösen. Man kennt das Prinzip ja von klassischen Briefmarken oder der Küchenrolle. Im Gegensatz zum Schneiden entsteht eine charakteristisch ausgefranste Kante. Beim Prickeln kann man nicht nur Einzelteile formen, man kann auch im Inneren Lochmuster anlegen.

Der Vorteil ist, dass auch schon Kinder prickeln können, denen der Umgang mit der Kinderschere noch Schwierigkeiten macht. Die Anforderungen an die Feinmotorik sind beim Prickeln weit geringer, als beim Schneiden mit der Schere. Außerdem kann man als Erwachsener auch gut die Hand des Kindes mit der Prickelnadel führen, was bei normalen Scheren nicht so leicht möglich ist. So können auch kleinere Kinder schon beginnen, die noch etwas Hilfe benötigen.

Bedingt durch die Technik besteht auch eine gewisse Verletzungsgefahr. Daher sollte man gerade kleinere Kinder nicht unbeaufsichtigt mit der Nadel arbeiten lassen. Bei sachgerechtem und beaufsichtigtem Umgang sind aber aber keine Katastrophen zu erwarten. Vorausgesetzt, die Kinder werden ausreichend gut angeleitet. Viele Kinder kennen die Technik auch schon aus dem Kindergarten und möchten das zu Hause auch spielen. Aber auch da muss man natürlich ein Auge auf die Kinder halten.

Was enthält das Set:

Wir haben uns damals für das Prickelset von SES Creative entschieden. Es enthielt alles, was man braucht. Aber was ist das genau?

Die Nadel:

Die Nadel sieht man auf dem obigen Bild. Im Gegensatz zu der Abbildung auf der Originalpackung hatte unsere keinen roten, sondern einen blauen Griff. Insgesamt ist sie 6,5 cm lang. Der blaue Griff ist 4,5 cm lang und die Nadel selbst rund 2 cm. Der Griff hat an der dicksten Stelle einen Durchmesser von etwa einem Zentimeter. Die Größe ist für Kinderhände also gut geeignet. Für Erwachsene ist das Set daher etwas zu klein und damit nicht ergonomisch, dafür ist es aber auch nicht gedacht. Es ist ja ausdrücklich für Kinder produziert. Die Nadelstärke ist knappe zwei Millimeter. Ein hoch präzises Arbeiten ist so nicht möglich, aber das benötigen Kleinkinder sowieso noch nicht. Dafür ist es für Kinder ist es praktisch, wenn die Nadel dicker ist, da man dadurch nicht so oft pro Zentimeter stechen muss, was die Arbeit schneller beenden lässt. Allerdings wirkt die Kante damit eben auch entsprechend fransig. Kinder sind da aber selten so perfektionistisch veranlagt, dass das stören würde. Die großen Kinder können dann ja dann auf die Schere umsteigen, wenn sie eine glatte Kante erzielen wollen.

Die Nadel ist zwar spitz, aber auch nicht so extrem spitz, dass jede Berührung mit einer Verletzung endet. Man muss dafür schon kräftig auf die Haut drücken. Wenn man nicht gerade abrutscht, wird man normalerweise schon mit dem Drücken aufhören, wenn es anfängt weh zu tun und mehr als eine Druckstelle hat man dann nicht zu erwarten. Man kann sie etwa mit einer spitzen Stopfnadel vergleichen. Für Kinder ist das schon in Ordnung. Allerdings ist das Stechen damit etwas anstrengender, als mit einer spitzeren Nadel. Aus Elternsicht finde ich es aber besser, dass die Nadel nicht allzu spitz ist.

Wichtig ist, dass die Nadel wirklich so fest im Griff sitzt, dass man sie nicht heraus ziehen kann. Es ist damit also sicherer als wenn man eine Nähnadel in einen Weinkorken stecken würde oder sich mit dergleichen Provisorien behilft.

Die Unterlage:

Wie man auf dem Bild sehen kann, habe ich die Unterlage mal auf die Kante gestellt. Man sieht so, dass sie etwa so dick wie ein handelsüblicher Bleistift ist. Also rund 8 Millimeter. Anfangs war ich da skeptisch, ob so ein dünnes Ding ausreicht? Man möchte ja nicht, dass die Kinder da durchprickeln und den Tisch mit einem Lochmuster verzieren. Bei meinem Set war dieser Vorbehalt unnötig. Die Hersteller haben ein filzartiges Material mit sehr festen Fasern gewählt. Auch als Erwachsener muss ich einige Kraft aufwenden, um durch die Matte durchzustechen. Kleinere Kinder schaffen das gar nicht. Bei größeren Kinder könnte man eventuell zur Sicherheit einen Korkuntersetzer oder ein Schneidbrett unterlegen, wenn man den Tisch schonen will.
Die Unterlage von der Seite


Die Höhe von gut 12 Zentimetern und die Breite von rund 17 Zentimetern ist für Kinder durchweg ausreichend. Kleinere Werkstücke passen da gut drauf. Wenn man wirklich mal was größeres bearbeiten will, kann man es ja zurecht schieben. Dadurch ist die Unterlage so handlich, dass man sie auch unterwegs im Wartezimmer oder in der Bahn benutzen kann und sie im Reisegepäck nur wenig Platz weg nimmt.

Die Vorlagen: 

In unserem Set waren damals acht Vorlagen aus Karton mit Tierbildern dabei. Mittlerweile hat der Hersteller die Motive geändert. Ob man die Vorlagen verwendet, ist Geschmackssache. Einzelne haben meine Kinder verarbeitet, dann sind sie dazu über gegangen, freiere Motive nach Geschmack zu verwenden. Meines Erachtens kommt das der Kreativität auch sehr entgegen, wenn die Kinder die Vorlagen selbst herstellen oder zumindest selbst auswählen oder entwerfen. Auch wenn Kinder die Vorlagen aufbrauchen, ist der Spielwert trotzdem noch voll vorhanden. Man muss kein Zubehör nachkaufen.
Eine der Originalvorlagen - von meinem Kind angefangen

Welches Material lässt sich verarbeiten?

Letztlich lässt sich alles haushaltsübliche Schreibpapier, dickeres Papier oder dünner Karton wie zum Beispiel Tonpapier verwenden. Wenn die Kinder klein sind, ist Tonpapier eher besser geeignet, da es nicht so schnell reißt aber auch nicht so fest ist, dass man zu viel Kraft braucht. Ein Beispiel, was man alles so herstellen kann, finden Sie in meinen zwei anderen Artikel zur Weihnachstbastelei für Kleinkinder mit der Prickenadel. Hier zeige ich, wie man mit Kindern einen einfachen Scherenschnittstern prickeln kann. Und in der zweiten Anleitung erkläre ich, wie man eine Sternschnuppe aus goldenem Karton prickeln kann.

Manche Kinder prickeln auch gerne mal Motive von Verpackungen aus, die im Haushalt anfallen. Eine Weile waren zum Beispiel die Motive der Maskottchen auf den Umkartons der Frühstücksflocken hoch in Kurs. 

Textilien oder Leder eignen sich hingegen nicht. Dort verschwinden die Sticke wieder und nach dem Prickeln kann man das Motiv nicht auslösen. 

Wie sieht die Qualität aus:


Die Nadel ist ausreichend stabil in einen Griff aus Vollkunststoff eingegossen und hat sich bei uns noch nicht gelöst. Auch der Griff zeigt nach ausdauernder Nutzung noch keine Risse oder Abplatzungen. Ob die Nadel noch so spitz wie am ersten Tag ist, kann ich kaum einschätzen. Aber obwohl die Kinder schon einiges damit geprickelt haben, ist sie in jedem Fall für Kinderhände noch ausreichend spitz. Bei Auspacken fiel kein ungwöhnlicher Geruch auf, so dass ich hoffe, dass das verwendete Material unbedenklich ist.

Auch die Matte sieht immer noch gut aus, obwohl sie schon einige Stiche abbekommen hat. Es franst nichts aus. Gelegentlich fallen nur ein paar Textilfasern ab. Obwohl die Unterlage fest ist, ist sie nicht kratziger als ein Wollpulli aus einfacher Wolle. Ob die Unterlage wirklich aus Wollfilz besteht, weiß ich nicht. Eltern, deren Kinder Allergiker sind, sollten dazu besser den Hersteller befragen.

Der Umkarton ist nicht sonderlich stabil. Bei uns hat er schon ziemlich gelitten. Man sollte also damit rechnen, dass man früher oder später eine andere Verpackung zur Aufbewahrung benötigt. Denn man möchte ja nicht, dass die Kinder sich an der frei in der Schublade herum liegenden Nadel stechen. Alternativ steckt man die Nadel einfach seitlich in die Matte und bewahrt beide Teile außer der Reichweite von Kindern auf.

Mit einem Preis von derzeit knapp acht Euro bei Amazon ist das Set sein Geld wirklich wert. Die Preisleistung ist einwandfrei.

Ab welchem Alter macht Prickeln Spaß?

Der Hersteller empfiehlt das Produkt für Kinder von 3 bis 6 Jahren. Die drei Jahre haben sicherlich etwas mit den gesetzlichen Bedingungen zu tun, die für Kinder erfüllt werden müssen. In der Altersspanne können Kinder damit auch gut umgehen. Es spricht aber aus meiner Erfahrung nichts dagegen, wenn die Kinder unter ununterbrochener Aufsicht durch einen Erwachsenen damit schon früher anfangen und man gemeinsam, Hand in Hand prickelt. Nur je kleiner die Kinder sind, desto mehr Vorsicht ist eben geboten, dass die Nadel keine Verletzungen hervorruft. Es ist selbstverständlich unbedingt zu vermeiden, dass die Kinder die Nadel zum Gesicht führen oder gar in den Mund stecken. Pauschale Altersklassen kann man für den Einstieg aber nur schwer nennen, denn jedes Kind entwickelt sich anders. Eltern sollten da behutsam ausprobieren, ob das eigene Kind schon in der Lage ist, vorsichtig genug mit der Nadel umzugehen.

Mit sechs Jahren hört Prickeln natürlich nicht schlagartig auf Spaß zu machen. Meine älteren Kinder spielen auch damit gelegentlich noch. Ab der Einschulung werden langsam anspruchsvollere Techniken interessanter und lösen das Prickel Stück für Stück ab. Wenn man aber Kinder hat, die in der Feinmotorik etwas entwicklungsverzögert sind, oder gesundheitlich eingeschränkt, dann kann das Prickeln auch noch in höherem Alter Freude machen. Man muss nur die Motive so wählen, dass sie dem Kind gefallen und es motivieren, damit zu basteln. 

Mit erwachsenengerechten Motiven kann man diese Technik auch gut bei der Beschäftigung von Senioren einsetzen. Allerdings sind da eben die mitgelieferten Motive eher ungeeignet. Da aber das Set nicht an die Originalmotive gebunden ist, sehe ich hier kein Problem.

Was bringt es zu Prickeln?

Für viele Alltagstätigkeiten ist es nötig, dass man die Finger präzise steuern kann. Dazu ist zum einen nötig, dass die Hand mit den Augen gut zusammen arbeitet. Das Gehirn muss lernen, die Signale von Händen und Augen so in Einklang zu bringen, dass Werkzeuge präzise gesteuert werden. Diese Fähigkeit braucht man im Leben jeden Tag. Ob man eine Nadel einfädelt, ob man mit einem Stift schreibt, oder ob man Lebensmittel schneidet. Das sind nur drei willkürliche Beispiele dafür, wofür jeder im Alltag Feinmotorik und die Koordination von Händen und Augen dringend braucht. Es ist also immer sinnvoll, das so früh wie möglich in allen möglichen Varianten zu üben. Prickeln kann genau da helfen, diese Feinjustierung zu verbessern.

Kleine Kinder werden die Nadel  zuerst im Faustgriff halten. Das ist anfangs auch die einfachste Art. Aber nach und nach zeigt sich, dass es einfacher ist, die Stelle zu treffen, wenn die Faust nicht im Blickfeld ist. Das Kind wird das selbst sehen, da die Faust nicht durchsichtig ist. So regt die Prickelnadel ohne viel Schnickschnack dazu an, die Nadel wie einen Stift in den Fingern zu halten. Damit bahnt das Prickeln eine gute Stifthaltung an, die für das Schreiben lernen in der Schule immens wichtig ist. Denn mit einer guten Stifthaltung kann man leichter eine schöne Handschrift entwickeln.

Kinder machen oft gerne etwas kaputt, weil man die Wirkung der eigenen Handlung dadurch so klar fühlt. Prickeln macht ja im gewissen Sinne etwas kaputt, auch wenn sehr konstruktiv. Dadurch haben viele Kinder einfach Spaß an der Technik, weil man nach Herzenslust in Materialien stechen kann, ohne Schaden zu verursachen. Sicherlich gibt es auch hier Kinder, die nicht gerne prickeln werden. Aber auf jeden Fall sind viele Kinder da absolut motiviert bei der Sache.

Auch für Kinder in der Vorschule und im ersten Schuljahr eignet sich das Prickeln als Möglichkeit, sich die Form von Zahlen und Buchstaben einzuprägen. Dadurch, dass man beim Prickeln die äußere Form ganz langsam nachspurt, hat man einiges an Zeit, sich die Form gut einzuprägen. So ist das Ausprickeln von Buchstaben eine willkommene Abwechslung zum Schreiben und Nachspuren von Buchstaben und Zahlen. Besonders wie bei so schwer zu merkenden Formen wie dem b und dem d, die sich nur durch die Spiegelung unterscheiden.

Herzliche Grüße

Cecilia



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